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Association for Natural Medicine in Europe e.V.

...für eine naturgemäße Gesundheitsförderung in Europa!

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ANME-Förderpreis 2021


Laudatio durch Nora Laubstein, ANME-Vorsitzende

Dr. Anton „Ton“ Nicolai, geboren 1942 in Amsterdam, beginnt seine ärztliche Tätigkeit als Hausarzt in Rotterdam, Niederlande. Dort beschäftigt er sich intensiv mit verschiedenen komplementär- und alternativmedizinischen Verfahren, wie zum Beispiel Akupunktur, Homöopathie, manueller Therapie und klassischer Naturheilkunde.

1983 gründet er in Rotterdam eine homöopathische Beraterpraxis und übernimmt ab 1990 die Position des Geschäftsführers bei der niederländischen Ärztegesellschaft „Dutch Homeopathic Medical Association“ (VHAN) und ein wenig später auch bei der „International Homeopathic Medical League“(LMHI). Je mehr sich die Europäische Union in diesen Jahren entwickelt, umso wichtiger wird ihm eine Europäische Berufsvertretung. Daher begründet er 1991 das „European Committee for Homeopathy“ (ECH) für homöopathisch arbeitende Ärzte mit, und ist von 2000 bis 2012 dessen Präsident.

In einem Interview betont Ton Nicolai schon 2006 die Bedeutung der Homöopathie als eine spezifisch klinische Therapiemethode, die von staatlich regulierten Gesundheitsberufen ausgeübt wird. Als Präsident des ECH steht er für hohe Ausbildungsstandards, für die Integration der Homöopathie ins Medizinsystem – sowohl als Ergänzung zur konventionellen Medizin, als auch als deren Alternative. Statt der Bezeichnungen „Komplementär“ oder „nicht-konventionell“ bevorzugt er schon früh die Bezeichnung „ganzheitlich“.

Ab 2009 arbeitet Ton Nicolai mit drei anderen europäischen Ärztegesellschaften in der neu gegründeten CAMDOC-Allianz zusammen. CAMDOC vertritt zu dieser Zeit 120 europäische Ärzteorganisationen mit etwa 150.000 Ärzten für Komplementärmedizin. Die Mission dieser Allianz besteht darin, die vier Heilsysteme Akupunktur, Homöopathie, Anthroposophische Medizin und Traditionelle Europäische Naturmedizin weiterzuentwickeln und die Integration dieser Verfahren in die europäische Gesundheitspolitik zu vereinfachen. Lange ist es her, dass die EU im Jahr 2012 ungefähr 1,5 Mio Euro Fördergeld für die Erforschung der Komplementäre- und Alternativmedizin im Rahmen des CAMbrella-Forschungsprojekts ausgegeben hat. Ton Nicolai ist auch hierbei, wie bei anderen früheren europäischen Aktivitäten, beteiligt (siehe * und **). Aus der CAMDOC-Allianz geht im Jahr 2013 die gemeinsame, informelle Arbeitsplattform EUROCAM hervor, bei der auch ganz bewusst nicht-ärztliche Berufsorganisationen und Patientenverbände beteiligt sind und als deren Koordinator und Sprecher er fungiert.

2016 gründet er in Rotterdam die „Stichting EUROCAM“ als offizielle Rechtsform (***). Als deren Generalsekretär vertritt er heute europäische Fachorganisationen von komplementärmedizinisch orientierten Patienten, Ärzten und Therapeuten gegenüber politischen Entscheidungsträgern und Institutionen der EU, um die Integration von Traditioneller, Komplementärer und Integrativer Medizin (TCIM) innerhalb der europäischen Gesundheitssysteme weiter zu etablieren (****).

Zurzeit definiert sich EUROCAM wie folgt: „Das Ziel von EUROCAM ist es, die Rolle von Traditioneller, Komplementärer und Integrativer Medizin beim Aufbau und Erhalt der Bürgergesundheit zu fördern. Dabei stehen gesundheitliche Bildung und der Beitrag von TCIM zur Prävention im Vordergrund.“ Alles in allem hat sich Ton Nicolai in erster Linie für die geregelte ärztliche Ausübung der Homöopathie engagiert. Er ähnelt darin in gewisser Weise dem großen Arzt und Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann. Was ihn jedoch grundsätzlich unterscheidet, ist seine Leidenschaft zur inhaltlichen und politischen Kommunikation und dem Brücken-bauen. Er ist ein begnadeter Intelektueller und hochgebildet.

Für seine internationale Arbeit wurde Ton Nicolai von der niederländischen Königin Beatrix zum „Companion of the Order of Orange-Nassau“ ernannt. Wir ehren mit unserem Förderpreis 2021 sein Lebenswerk - und mit Dr. Ton NIcolai einen pragmatischen, offenen, diskussionsfreudigen und seit Jahrzehnten Aktiven der gesundheitspolitischen Szene in Europa, ohne den die gesundheitspolitische Arena um Vieles ärmer wäre!!

Hintergrund

*1997 legte MEP Paul Lannoye einen Bericht zur „nicht-konventionellen Medizin“ vor, der die Bezeichnung „Collins-Report“ erhalten hat. **1999 forderte der EU-Rat mit einer Resolution die Kommission auf in Sachen „Complementärer und Alternativer Medizin“ tätig zu werden. So entstand die offiziell gültige Bezeichnung CAM. Aufgrund des Amsterdamer Vertrages verlief jedoch alles im Sand.

***2016 ist ANME der neu-gegründeten Stiftung nicht beigetreten. Der sich immer stärker abzeichnende Weg in Richtung einer Evidenz-und Studienbezogenen CAM, die absehbar das „A“, das Alternative, ausgrenzen würde, war für ANME nicht gangbar.

****Die Erfahrungen mit vorausgegangenen, jahrelangen Bemühungen führten in die Verzweiflung – wobei von Seiten der Politik alle Vorschläge für ein naturgemäßes Studiendesign hartnäckig ignoriert wurden. Zwar scheint aus polit-strategischer Sicht zur Zeit auch nichts anderes mehr möglich zu sein, denn wer dem industriegefälligen Dogma der Evidenz-Basierung nicht folgt, wird von Seiten der EU nicht mehr als Gesprächspartner akzeptiert. Die neue Strategie der EU-Gesundheitsunion liegt mittlerweile darin, Nicht-Regierungsorganisationen und Interessensvertretungen lediglich zur Mitarbeit zu befragen – grundsätzliche Kritik und echte Veränderung zum Positiven der CAM ist eher nicht gewünscht.