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Association for Natural Medicine in Europe e.V.

...für eine naturgemäße Gesundheitsförderung in Europa!

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Symposium – Gesundheit mal anders!


Bericht von Heike Brunner, PR-ANME

Am 23. Februar 2024 lud der deutsche Verein „Positive Gesundheit Deutschland e.V.“ zum Symposium "Gesundheit mal anders!" nach Berlin. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit Positive Health International, Institute for Positive Health (NL), Dachverband Salutogenese e. V., Chaja Stiftung, Gesundheit Aktiv e. V., Institut für Allgemeinmedizin und ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), sowie der Universität Witten/Herdecke statt. Vorgestellt wurde das Konzept: Positive Gesundheit oder auch Positive Health (PH) genannt, aus den Niederlanden.

PH - Impulsgeber für eine präventive Gesundheitsversorgung?

Das Konzept beinhaltet einen innovativen Anamnesebogen, der hilft, Gesundheit in der Arztpraxis aus einer breiteren am Patienten:innen orientierten Perspektive betrachten zu können. Frau Dr. Machteld Huber, Fachärztin für allgemein Medizin NL, ist die Begründerin des Konzepts. In den Niederlanden ist das Konzept per Kassenleistung seit etwa zehn Jahren implementiert. Mit der Veranstaltung wurden Informationen, Erfahrungen und Forschung zu der Methode vorgestellt. Perspektivisch sollen Wege gefunden werden, diese Methode auch in Deutschland fest zu verankern. Raum für Austauschrunden wurden geschaffen. Zudem konnte in das frisch erschienene Buch: "Handbuch Positive Gesundheit", ein Blick geworfen werden.

Das Konzept "Positive Gesundheit" kann als Impulsgeber für die präventive Gesundheitsversorgung gesehen werden, so Dr. Machteld Huber. Als Fachärztin für Allgemeinmedizin entwickelte sie das Konzept letztlich aus eigener Betroffenheit. Eine schwere Erkrankung ließ sie auf Gesundheit neu blicken und die Definition, Gesundheit sei die Abwesenheit von Krankheit, in Frage stellen.

"Ich bin davon überzeugt, dass von allen Kräften, die Gesundheit fördern, die Sinnhaftigkeit die Stärkste ist"

Zitat Dr. Machteld Huber

Dr. Machteld Huber stellte fest, dass es hilfreich ist, wenn Patientinnen mit ihrer Ärzt:in, mit einer Sozialarbeiter:in oder einer anderen professionellen Person über ihre Gesundheit und dem was diese für wichtig dazu erachten, sprechen können. Gesundheit sei mehr, wie die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit messe sich ebenfalls an der Fähigkeit, mit Veränderungen einen guten Umgang zu finden. Dies können körperliche, als soziale Veränderungen, wie ein Rückschlag oder beispielsweise ein Verlust sein. Sie erarbeitete einen Leitfaden, der zur niederschwelligen Anamnese dient: Die Spinnennetz-Technik. Auf einem handlichen Leporello können sich Patient:innen mit Fragen wie: Sind sie glücklich oder fühlen sie sich einsam? Kommen sie mit Ihrem Alltag zurecht? einordnen. Dienlich dazu ist die Grafik eines Spinnennetzes, welches die Aspekte der Gesundheitssituation optisch erfahrbarmacht. Ziel soll sein, dass die Patientinnen sich am Ende wieder gesund und voller Energie fühlen und durch Selbsterkenntnis eigene Wege dafür entdecken können.

Selbstbestimmung, ein häufig genanntes Stichwort

Die Patienten können beim Ausfüllen der gut durchdachten Fragebogen zunächst ihre eigene Situation bildhaft erleben. Ein Perspektivwechsel kann schon hier stattfinden. Für die Darstellung wurde die Grafik eines Spinnennetzes gewählt, hier können die Patient:innen ihren aktuellen Status-quo eintragen. Das Konzept erweitert die Perspektive auf ein neues dynamisches Verständnis von Gesundheit und befähigt den Menschen dazu, körperlichen, emotionalen und sozialen Herausforderungen selbstbestimmt und durch Eigenregulation zu begegnen.

Austausch mit Expert:innen

Bei einem Speeddating mit Expert:innen wurde zu drei Themen intensiv diskutiert.

  1. Faktoren, die zum Erfolg von Positive Gesundheit in den Niederlanden beigetragen haben - Dr. Machtheld Huber
  2. Positive Gesundheit - Erfahrungen in der Hausarztpraxis mit Dr. Karolien van den Brekel
  3. Die Umsetzung Positive Gesundheit: Chancen und Herausforderungen für das deutsche Gesundheitssystem mit Dr. Hans-Peter Jung

Hervorheben möchte ich den Austausch innerhalb der Gruppe, die sich um Dr. Hans-Peter Jung gebildet hatte. Im Mittelpunkt standen die Möglichkeiten einer Implementierung im Deutschen Gesundheitssystem. Hier stellten sich andere deutsche Projekte mit schon ähnlichen Ansätzen vor, die von ihren Erfahrungen mit der Förderung Ihrer Projekte berichteten. Von der Ablehnung beim G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) oder der Weg die Projekte durch Antragsförderungen realisieren zu können. Die deutsche Bürokratie wurde als sehr langsam und zögerlich erlebt. Der Weg müsste Politik gestützt geführt werden und letztlich tatsächlich durch den G-BA freigegeben werden, um die Kassenzulassung für die Methode zu erhalten. Aktuell arbeiten deutsche Projekte mit Stiftungs- oder Lotteriegeldern und müssen jährlich Anträge stellen, um diese wichtigen Leistungen weiterhin anbieten zu können.

Praxisberichte und Forschung

Spannend waren die Praxisberichte mit Positiver Gesundheit. Als Anwendungsbeispiele wurde das Konzept in einer deutschen Allgemeinarztpraxis und in einer Physiotherapiepraxis vorgestellt. Generell wurde das Abrufen der Informationen von Patienten:innen und den professionellen Gesundheitspersonen als positiv erlebt. Mehr Information/ Öffentlichkeitsarbeit, um dies in der Bevölkerung zu verankern und damit eine positive Einstellung zur Mitarbeit zu erreichen war ein Thema, Koordination und Ablauf innerhalb des Praxisalltag eine andere Hürde.

Von der Universität Witten-Herdecke wurden Forschungsansätze aufgezeigt. Hier zum einen der schwierige Weg, das Verfahren überhaupt EBM tauglich zu gestalten. Zum anderen wurde berichtet, dass sich zwei Gesamtschulen in Witten-Herdecke dem Thema angenommen haben und Positive Gesundheit in den Lehrplan mit aufgenommen haben. So erhalten Schüler:innen direkt einen neuen Handlungsinput zum Thema Gesundheitsprävention, Eigenverantwortung und im weitesten Sinne Selbsthilfe. Eine Forschungsgruppe aus der Fachhochschule Fulda stellte zudem ihr Forschungsprojekt Positive Health vor. Die Ergebnisse deckten sich annähernd mit den Berichten aus der Praxis. Es braucht Öffentlichkeitsarbeit, eine Implementation ins öffentliche Gesundheitswesen und die Vorteile für die Patient:innen und dem Gesundheitssystem wurden auch hier festgestellt.

Ein neues Gesundheitsverständnis

Abschließend ist es offensichtlich, dass Positive Gesundheit den Zahn der Zeit trifft. Menschen wünschen sich mehr Selbstverantwortlichkeit, mehr Selbstbestimmtheit und auch mehr im Sinne einer Ganzheitlichkeit gesehen zu werden. Positive Health stellt mit dem einfach zu handhabenden Tool eine effektive Möglichkeit, selbst im gehetzten Praxisalltag, tiefer gehende Informationen zu erhalten. Eine weitere wichtige Möglichkeit ist die entsprechende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Berufsgruppen, um erkannten Bedarf zielgerecht weiter unterstützen/leiten zu können. Das Wichtigste aber ist wohl, die Erkenntnis, dass Patient:innen in ihre Selbstbestimmtheit geführt werden. Hierzu bietet der Verein Positive Gesundheit Deutschland perspektivisch Schulungen in Fragetechniken an. Damit es weg von dem bisherigen üblichen - Wie geht es ihnen heute? - hin, zu einem darüber sprechen, was für die Gesundheit im individuellen Fall wichtig ist. Dies anhand des Erkenntnisgewinn der Patien:innen aus der Spinnennetzgrafik.

„Positive Gesundheit Deutschland e.V.“ verbreitet die Methode im deutschsprachigen Raum. Ziel ist es ein Patient:innen orientierteres Gesundheitssystem zu gestalten. Eine Fördermitgliedschaft kann als Person oder Institution ab einen Beitrag von 35.- € zur Unterstützung beantragt werden. Das neu erschienene Fachbuch: Handbuch Positive Gesundheit in der Hausarztpraxis, kann dort bestellt werden.

Weitere Informationen und den Anamnesebogen, zum Selbstausfüllen finden sie unter diesem Direktlink!