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Acht Jahre Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe: Welt-Akupunktur-Tag!


Feier in Paris, 15. November 2018, UNESCO-Hauptsitz

Bericht von Nora Laubstein

Vor dem grauen Betonpalast der UNESCO in Paris wartete bereits seit 8:00 Uhr eine Besucherschar aus der ganzen Welt darauf eingelassen zu werden. Mit einiger Verspätung war es dann soweit: Herr Dr. Denis Colin, der Präsident der WADO (World Acupuncture Day Organisation), moderierte die Veranstaltung, zu der eine große Anzahl chinesischer Vertreter erschienen waren.

Als erster Redner sprach sich der Präsident der WFAS (World Federation of Acupuncture Societies), Professor Liu Bao-Yan, energisch für wissenschaftliche Forschung und Integrative Medizin aus. Er verwies auf die besondere Rolle die den weltweit aufgebauten 34 Akupunktur-Service-Centern dabei zukommt.

Der Abgeordnete des Pariser Stadtparlaments, Herr Buon Huong Tan, beschrieb den 2009 gestellten Antragsverlauf zur Anerkennung von Akupunktur als Immaterielles Kulturerbe. Zwei Krankenhäuser, das St.Salpitiere in Paris und ein Krankenhaus in Hongkong, lieferten die praktischen Grundlagen für den Antrag bei der UNESCO.

Der ständige Vertreter Griechenlands bei der UNESCO, Herr Michel Spinelli, gratulierte den Veranstaltern und verwies auf die besondere Rolle der hippokratischen Medizin Griechenlands.

Der Vertreter Frankreichs, Herr Laurent Stefanini, betonte die Erfolge von Akupunkturbehandlungen mit einer Präsentation von der Schauspielerin Juliette Binoche.

Professor Yang Long-Hui verwies auf die staatlich geförderte „China Academy of Chinese Medical Sciences/CACMS“ und deren Forschungspool unter der Internetadresse www.catcm.ac.cn . Von dort stammt auch die Forschung, die zum Nobelpreis für Medizin in Bezug auf Artemisin/Beifuß führte. Die weltweiten TM-Center sorgen für die internationale Verbreitung von TCM, zum Beispiel die Uni-Leipzig mit einem integrativen Projekt…oder der Sino-Austria TCM-Center in Graz. Hier werden die klinischen Leitlinien für TCM erstellt, um in die staatlichen Gesundheitssysteme aufgenommen zu werden.

Auch die Präsidentin des ICMART (International Council of Medical Acupunture and Related Techniques), Frau Dr. Konstantina Theodoratou, sprach sich für die Evidenz-Basierung von Akupunktur und eine damit verbundene Integration in die staatlichen Gesundheitssysteme aus. Ihrer Meinung nach berücksichtigen die modernen Wissenschaften bereits heute gesundheitliche Balance und die Homöostase.

Der zweite Teil nach der Mittagspause wurde mit einem Grundsatzreferat von Herrn Yang Jin-Sheng, WFAS, begonnen: Mit dem Blick auf das Immaterielle Kulturerbe (IKE/ICH) stellte er den Begriff „safeguarding“ (auf Deutsch= erhalten, sichern, weitergeben) in den Mittelpunkt. Ein europäisches oder nationales IKE sei weder politisch noch ökonomisch gemeint. Es stellt vielmehr eine Bildung und Weitergabe für die Zukunft, für die nächsten Generationen dar!

Das „Seidenstrassenprojekt“ („One belt, one road“ – 2016 bis 2020) beinhaltet auch die Akupunktur, bzw. TCM und soll zur Verbreitung dienen. Die TCM-Industrie Chinas arbeitet seit 2013 an Standardisierungen und Regulierungen, um die Anerkennung weltweit zu erhalten.

Der Präsident des europäischen TCM-Verbandes ETCMA, Herr Gerd Ohmstede, verwies darauf, dass die TCM-Therapeuten auf höchstem Ausbildungsniveau in den staatlichen Gesundheitssystemen arbeiten wollen und können.
Der Präsident der CFMTC (French Confederation of Chinese Traditional Medicine), Herr Yves Giarmon verwies auf die Bedeutung der nicht-universitär ausgebildeten Therapeuten. In Frankreich kommt diese private Diplom-Ausbildung auf 3400 Stunden.
Herr David Miller, Präsident der US-amerikanischen NCCAOM, stellte fest, dass das US-Militär zurzeit der stärkste Fürsprecher für ganzheitliche Medizin sei. In den USA ist die Bezeichnung „Akupunktur und Orientalische Medizin“ gebräuchlich.
Der Australier Herr John McDonald verwies darauf, dass seit 2001 TCM-Therapeuten in Australien registriert seien. Mittlerweile gibt es die Möglichkeit fünf verschiedene Bachelor-Studiengänge in Akupunktur abzuschließen. Des Weiteren gibt es eine Stiftung, die ANF-Acupuncture Now Foundation. Bisher ist die Akupunktur nicht ins staatliche System integriert worden.

Kommentar:

Beeindruckend und beneidenswert ist das Engagement der Regierung Chinas. Sie steht voll hinter der TCM, die oft einfach nur mit Akupunktur gleichgesetzt wird. Das die Verbreitung von TCM/Akupunktur Teil des „Seidenstrassenprojektes“ ist und mit zurzeit 34 weltweiten Zentren umgesetzt wird, war mir neu. Natürlich gibt es auch hier feine Unterschiede: Einerseits die knallharte Forschung unter EBM-Bedingungen, und andererseits das umfassende kulturelle Erbe.
Ähnliche Unterstützung erfahren die CAM-Verfahren staatlicherseits nur in Indien (AYUSH=Ayurveda, Yoga, Unani, Siddha und Homöopathie). Europa und seine Nationalstaaten tun nichts dergleichen…im Gegenteil: Als ich den griechischen Abgesandten darüber befragte, was er denn davon halte, dass auch die hippokratische Medizin in Europa ein Kulturerbe sei und durch einen Antrag Griechenlands zum IKE werden könnte, winkte er ab: „Das macht doch heute niemand mehr, wir haben doch die moderne Medizin!“

Wie in den letzten Jahren berichtet, erarbeitet die WHO zurzeit den neuen Diagnoseschlüssel ICD-11, der, wie in Paris zu erfahren war, erstmalig eine ICD-Nummer für Traditionelle Medizin enthalten wird. Die Abstimmung darüber verlief positiv und die WHO arbeitet nur noch an den Formalitäten.

Es ist unglaublich: Somit sind die Weichen für eine Integration von Akupunktur und dem dahinter stehenden kulturellen Konzept in die westlichen staatlichen Gesundheitssysteme gestellt: TCM-Zentren, EBM-Studien für Integrative Medizin, IKE-Kultur und der Abrechnungsschlüssel – ICD der WHO, was braucht es mehr?