ECIM — 04.- 05.10.2013 in Berlin

von Dr.med. Harsha Gramminger (EUAA+ANME)

ECIM präsentierte sich in diesem Jahr hochkarätig und international. Auch in diesem Jahr konnten wieder zahlreiche Studien vorgestellt werden, die den Erfolg der Integrativen Medizin veranschaulichen. Grob geschätzt kann davon ausgegangen werden, dass nunmehr eine bemerkenswerte Anzahl von evidenz-basierten CAM-Behandlungen vorliegt – ganz entgegen den gebetsmühlenartig vorgetragenen angeblich fehlenden Studien. Hier wäre den Vortragenden durchaus mehr Selbstbewusstsein bei der Präsentation Ihrer Arbeiten zu wünschen (hierzu im Vergleich: Auch die konventionelle Medizin arbeitet nur mit bis zu 30% evidenz-basierten Verfahren). Unter Umständen haben hier die über Jahre gepflegten Ressentiments gegenüber den Verfahren und ärztlichen Anwendern der CAM ihre Spuren hinterlassen.

Die Abschlusskonferenz am 29. November 2012 stellte einen großen Erfolg für die CAM-Community dar!

Nachdem am Abend zuvor in kleiner Runde mit EU-Parlamentarieren der Abschlussbericht erörtert wurde, konnte das Publikum am Folgetag den Redebeiträgen der Arbeitsgruppenleiter und deren Ergebnissen im Rahmen einer CAMBRELLA-Roadmap lauschen. Ein Fest für die Freunde wissenschaftlicher Publikationen! Hierzu sei angemerkt, dass die mehrjährige Zusammenarbeit als Mitglied im Beisitzerkomittee mit Wissenschaftlern aus verschiedenen EU-Ländern eine vertrauensvolle Nähe geschaffen hat, die für die Zukunft der CAM Hoffnung gibt.

Können EU-BürgerInnen sich ihre Medizin leisten? Die ökonomische Krise und der Zugang zur Medizin in Europa.

16. Mai 2013 im Europäischen Parlament in Brüssel

An der Tagung in Brüssel nahmen 180 Beteiligte aus verschiedensten europäischen Ländern teil, welche Menschenrechtsorganisation ebenso vertraten wie pharmazeutische Firmen, Verbände oder unterschiedliche politische Standpunkte. Eindrücklich waren die Schilderungen der Not in den südlichen und neuen Mitgliedstaaten aus den Osten, wo der Zugang zu notwendiger Medizin gerade für Randgruppen immer schwieriger wird.

Die EU ist führend in biomedizinischer Innovation und diese Konferenz verlangte, dass sie dies auch für neue Modelle, die den Zugang ermöglichen, wird. Hier gab es spannende neue Projekte, die unter anderem auch von der WHO entwickelt und unterstützt werden. Eindrücklich waren die klaren unterschiedlichen Statements und gleichzeitig die konstruktive Offenheit für neues Denken, was vermehrt Ethik, Transparenz, Offenheit und Zusammenarbeit propagiert.

Vielleicht wäre es auch für die Naturheilkunde nützlich und hilfreich, einiges davon in ihre Gebiete zu übersetzen? Die Konferenz war allerdings stark von der Lebensnotwendigkeit der pharmazeutischen Medikamente geprägt und hatte wenig Raum für alternative und komplementäre Ansätze oder gar Förderung der selbstverantwortlichen Gesundheitskompetenz. Bei 80 Milliarden geplanten Forschungsgeldern in „Horizon 2020“ wäre es wichtig, eine Form zu finden, diese Ansätze deutlich und vermehrt einzubringen.

Cécile Cassini - ANME Ass. for Natural Medicine in Europe, Dachverband Xund Schweiz

 

Autor: Zeynep Sayman, ANME Beirätin 

Am 10. Oktober 2012 veranstaltete der deutsche Kneipp-Bund in Kooperation mit dem Dachverband Anthroposophische Medizin in Deutschland-DAMID und der Barmer GEK eine gemeinsame Tagung. Die Suche nach tragfähigen Konzepten und Strategien zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit älterer Arbeitnehmer waren das zentrale Thema.

Die Erwerbsbevölkerung in der EU beginnt zu schrumpfen und gleichzeitig ist bereits jetzt ein Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 50 Jahre alt und älter. Die Zahl steigt bis 2015 voraussichtlich auf ein Drittel.
Herr Dr. Matthias Girke vom DAMID betonte in seiner Begrüßungsrede den Wandel unternehmerischer Strukturen als Voraussetzung für die Förderung einer gesunden Lebenswelt am Arbeitsplatz. Er stellte fest, dass neben Bewegung und Pausen, Selbst -Wirksamkeit im Sinne von Sinnhaftigkeit, sowie Verstehen von Zusammenhängen und die Sinnsetzung bei der Arbeit sehr wichtig für den Gesundungsprozess sind. Dagegen erhöhen Perspektivlosigkeit und hierarchische Strukturen die Mortalität. Als Lesetipp zum Thema „Altern“ ist hier das Buch von Henning Scherf: „Grau ist bunt – was im Alter möglich ist“ genannt worden.

Bericht von Renate Conrad

Das Dokumentationszentrum für traditionelle und komplementäre Heilmethoden veranstaltete eine Tagung mit dem Thema: Wer heilt hat Recht? Zur Integration traditioneller und komplementärer Heilmethoden.  Frau Dr. Michaela Noseck-Licul, die Leiterin des Zentrums, lud dazu am 18. Juni ins Weltmuseum nach Wien ein. Die Tagung war anberaumt von 10:00 bis 15:30 Uhr und danach eine Podiumsdiskussion mit den insgesamt sechs Vortragenden. Es nahmen rund dreißig Personen an der Tagung teil, die fast alle aus der Umgebung von Wien kamen und größtenteils der Berufsgruppe der Energetikerinnen angehören.

Frau Dr. Noseck-Licul beschäftigt sich als Kulturanthropologin mit der Frage der Wirksamkeit und Sicherheit traditioneller und komplementärer Heilmethoden. In der Forderung nach Sicherheit und Qualität sieht sie eine Notwendigkeit und Herausforderung für nicht reglementierte Berufe.

Die moderne Schulmedizin belegt mit klinischen Studien ihre Wirksamkeit. Bei traditionellen Heilmethoden sei zudem der philosophische, kulturellen und psychischen Hintergrund zu berücksichtigen, führte sie aus. Dies mache den Kulturvergleich zu einem hilfreichen Werkzeug, da selbst die Schulmedizin in anderen Ländern eine spirituelle Komponente aufweise.

Im folgenden Vortrag sprach Herr Dr. Rosario de Pribyl vom Ethnomedizinischen Lateinamerika-Arbeitskreis, EMLAAK zum Thema Gesundheitswesen und traditionelle Heiler in Peru: Ansätze zur Qualitätssicherung. Das riesige Land Peru hat mit allen Problemen ehemals kolonialisierter Länder zu kämpfen: Abgrenzung, Rassismus, Armut, Verständigung. Von den 27 Mio. Einwohnern leben 75% in den Städten und 25% auf dem Land oder im Dschungel. 9% der Bevölkerung ist afrikanischer und asiatischer Herkunft. Den größten Bevölkerungsanteil stellen Indios und die gemeinsamen Nachkommen. Unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Weltsicht führen zu großen sozialpolitischen Herausforderungen, was besonders bei der Gesundheitsversorgung deutlich wird.

Der Mediziner und Philosoph, Honorio Delgado, der auch in Europa hoch anerkannt war, hat bereits um 1925 ein Bildungsmodell zur Gesundheitsaufklärung eingeführt. Hierbei entstand eine intensive Zusammenarbeit mit traditionellen Heilern und mündete in einer politischen Bewegung mit der Forderung nach mehr Selbstbestimmung. Diese wurde jedoch von der Regierung eingedämmt.